Predictive Maintenance
Unter „Predictive Maintenance“ versteht man die präventive Instandhaltung von Infrastruktur-Einrichtungen...
…seien es Gleise, Weichen, Fahrzeuge oder – wie in diesem Fall – die Oberleitung.
Fahrdraht, der die U- und Straßenbahnen auf insgesamt 19 Linien mit Strom versorgt, hängt im Straßenbahn-Netz entlang von 193,3 Kilometern, entlang der U-Bahn auf 67,7 Kilometern Länge, davon 44 Kilometer im Tunnel. 5.400 Masten und 1.232 Wandrosetten halten die Anlage in der Luft. Mit einem digitalen Messverfahren will die VGF zukünftig diese Anlage aus Masten, anderen Befestigungen sowie Fahr- und Spanndrähten kontrollieren und instand halten. Der Vorteil: Beschädigungen – zum Beispiel unbemerkt korrodierte Masten, „durchhängende“ Fahrdrähte – sollen erkannt werden, bevor Schäden tatsächlich eintreten, hohe Kosten verursachen und zu Betriebsstörungen führen, unter denen letztlich auch Fahrgäste leiden.
Hintergrund der Digitalisierung der Instandhaltung sind Klimawandel und Mobilitätswende, in deren Zug der öffentliche Verkehr ausgebaut werden wird, was sich in dichteren Taktfolgen und einem 24- Stunden-Betrieb auf den Strecken niederschlagen wird. Das bedeutet eine höhere Belastung der Infrastruktur, was wiederum eine moderne und effiziente Instandhaltung nach sich ziehen muß.
Die präventive Instandhaltung der Oberleitung ist Teil eines Gesamtvorhabens im Infrastrukturbereich, zu dem mit Gleisen und Weichen auch der Fahrweg gehört.
Die VGF testet in einem Messzug die Vermessung von Höhen- und Seitenlage der Oberleitung mit Ultraschallsensoren. Entsprechende Geräte sind auf dem Wagendach montiert und liefern Daten an den Rechner im Innenraum. Der im Fahrzeug verbaute Wegstreckengeber versorgt das System mit der korrekten Position des Zugs im Netz. Abweichungen oder Anomalitäten werden durch einen Abgleich von Soll- und Istwerten aufgedeckt. Während der Fahr haben die Mitarbeiter dank einer Kamera die Möglichkeit, den abgefahrenen und getesteten Oberleitungsabschnitt auch visuell zu kontrollieren. Die mit dem neuen Verfahren verbundene Digitalisierung soll die händische Kontrolle der Oberleitungsanlagen – Abfahren mit Arbeitswagen und individuelles Vermessen mit Optaloten – ersetzen und damit den Vorgang schneller und effizienter machen.
Die Tests finden seit Sommer 2021 mit einem alten Straßenbahnwagen statt. Der fast 50 Jahre alte Wagen des Typs „Pt“ Nr. 2050 erlebt als Messzug seine vierte Karriere: als Nummer 664 war er lange als Straßenbahn im Einsatz, danach Fahrschulwagen und zuletzt als „SchneeschieBÄR“ das Winterfahrzeug der VGF. Als solcher hat er unlängst auch eine neue Fahrdraht-Benetzungsanlage am Stromabnehmer erhalten, mit der eine Vereisung der Oberleitung verhindert werden kann.
Der Messzug, hervor gegangen aus einem internen Ideenwettbewerb, umfaßt mehr als nur die Oberleitung und ist daher ein abteilungsübergreifendes Gemeinschaftsprojekt. Mit seinem Einsatz soll die Streckeninstandhaltung insgesamt automatisiert und digitalisiert werden, indem der Zug während der Fahrt fünf relevante Messgrößen der Infrastruktur aufnimmt. Neben der Fahrdrahtanlage sind zunächst Gleismessung, Funkausleuchtung, Zustandsmonitoring und GPS-Ortung vorgesehen. Eine Ausweitung dieser Liste ist möglich. Die Messgrößen sollen langfristig über ZEDAS und GEOTrams auswertbar sein. Der Einsatz des Zugs, vermutlich auch im Endzustand ein „Pt“-Wagen, ist von 2022 an vorgesehen.
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